Wenn einer schon Bürgergemeinderat, Grossrat, Regierungsrat, Verfassungsrat, Nationalrat war und seit fast 40 Jahren in der LDP politisiert – weshalb tut er sich dann an, im Alter von 68 Jahren nochmals für den Nationalrat zu kandidieren?
Diese Frage darf man tatsächlich stellen. Ich finde es gut, dass mein Bruder Christoph sein Nationalratsmandat im Herbst verteidigen will und damit gleichzeitig die Basler LDP stärkt; schliesslich kenne ich ihn am längsten!
Es gibt im Kanton wohl niemand, der über eine so reiche politische Erfahrung verfügt. Die Nationalratstätigkeit von 1991 bis 2001 war sehr erfolgreich, ebenso sein Wirken als Regierungsrat in unserem Kanton. Auch als Präsident der Schweizerischen Universitätskonferenz und der Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) konnte er sich national positiv in Szene setzen. Das Spektrum seiner Aktivitäten ist breit, es umfasst die Bildungspolitik ebenso wie die Wirtschafts-, Umwelt- und Energiepolitik. Der Leistungsausweis ist beachtlich: Seine Motion im Nationalrat führte zur Aufnahme des Prinzips der Nachhaltigen Entwicklung in die Bundesverfassung, der Bundesrat wählte ihn zum Präsidenten des Nationalen Komitees des Europäischen Naturschutzjahres 1995, schon im Jahr 2000 propagierte er eine Klima-Flugticketabgabe. Als Freund von Bruno Manser sind ihm der Schutz der Tropenwälder und der indigenen Bevölkerung ein wichtiges Anliegen. In seiner Zeit als Präsident der EDK hat er sich für die Beibehaltung der Mehrsprachigkeit in unserem Land eingesetzt und so dazu beigetragen, dass in verschiedenen Kantonen Volksinitiativen zur Vernachlässigung des Französisch-Unterrichts abgelehnt werden konnten. Diese Liste könnte ohne Probleme verlängert werden. Erwähnenswert ist sein unermüdlicher Einsatz für unsere Universität, die Fachhochschule und die Berufsbildung. Auf verschiedenen Wegen versucht er immer wieder, mehr Bundesgelder für diese Bildungsstufen zu erhalten, leider nur zum Teil erfolgreich; die Widerstände gegen seine Anträge stammen leider von den bürgerlichen Parteien.
Mein lieber Bruder ist auch immer dafür zu haben, die Politik nicht todernst zu betreiben. In mancher humorfreier Zone verschiedener politischen Gremien hat er für Auflockerung gesorgt. Es wird erzählt, dass er einmal – man behandelte im Regierungsrat ein Traktandum zur Hundehaltung – mit einem Hund in den Regierungsratssaal einmarschiert sei. Wichtig scheint mir auch, dass er „Land und Leute“ kennt und ihm Basler Traditionen und Eigenheiten wichtig sind. Er hat die Fähigkeit, seinem Gegenüber auf Augenhöhe zu begegnen und nimmt die Anliegen des Arbeitslosen ebenso entgegen wie die des ETH-Professors. Warum empfehle ich ihn für den Nationalrat? Erstens befürchte ich Probleme mit ihm, wenn ich das nicht tun würde, zweitens kann ich als Arzt attestieren, dass er nach wie vor über wache Reflexe verfügt. Dem Vernehmen nach findet er das Bundeshaus in Bern immer im ersten Anlauf, ist noch nie nach Zürich statt Bern gefahren und kennt die Namen aller Bundesrätinnen und -räte, all dies trotz stattlichen Alters. Etwas ernsthafter: Der Geist, der die Basler Liberalen prägt, kann von ihm am besten nach Bern transportiert werden. Er tut der Fraktion, der er dort angehört, wirklich gut!
PS: Als profunder Kenner mehrerer politischer Parteien würde ich ihn auch empfehlen, wenn er bei der SP kandidieren würde.